d'Kammer, Illerbeuren, Allgäu, Bayern

d'Kammer

Das Thema Urlaubsplanung gestaltet sich in der Regel so: erst den Urlaubsort, dann die geeignete Unterkunft aussuchen. Im Falle von »d'Kammer« sieht das anders aus. Architektur- und Design-empfänglichen Reisenden reicht schon ein Blick auf den umgebauten Stall des alten Bauernhauses aus dem 17. Jahrhundert - und der Buchungsfinger zuckt. Auch wenn es in einem beschaulichen Dorf im Unterallgäu liegt. Vielleicht sogar gerade deswegen! Klug inszenierte Kontraste machen hier den Reiz aus. Als ginge es schnurstracks in einen Berliner Szene-Club, steigt man zum Schlafengehen das ehemalige Silo empor. Aber erst einmal der Reihe nach.

Kein von heute auf morgen. Es ist ein Entscheidungsprozess, bei dem auch die Eltern mit am Tisch sitzen. In siebter Generation möchten Julia und ihr Mann Michael den historischen Hof, auf dem die Unterallgäuerin aufgewachsen ist, neu denken, Altes bewahren, doch wegweisend weiternutzen. Für die Zukunft der Familie, des Dorfs und ihrer Heimat. Aus Oma Annas Bauernhaus entsteht zunächst ein lässiges Bed & Breakfast, wird schließlich zum Ferienhaus, das schnell viele treue Stammgäste anlockt. Mit dem Umbau des Stalls einige Jahre später geht »d'Kammer« in die nächste Runde, Ende 2023 ist die schweißtreibende Hofsanierung von Grund auf vollbracht.

Wo einst Kühe gemolken wurden, genießen Gäste heute im Kammer Kafé ihren Cappuccino aus der Siebträgermaschine. Ein einladendes Café mit urban-schickem Großstadtflair, Fichtenholztischen und eiskristallgrauen Designerlampen. Tiefenentspannt bereiten Julia und ihr Team hinter der langgezogenen Theke das fast schon legendäre Kammer-Frühstück. Am Ende der ehemaligen Melkkammer geht's durch die alte Stalltür in zwei erdgeschossige Apartments. Gegenüber führt eine Wendeltreppe über das gewschwärzte Silo zu drei weiteren minimalistisch-gemütlichen Wohnungen, in hellem Holz und Weiß gehalten. Was für ein wohliger Fichtenduft durch die Kammern zieht! Wie scheinbare Schönheitsfehler blitzen knallbunte Wasserhähne spitzbübisch aus den Bädern. An den Wänden machen puristische Werke von Otl Aicher, der die Piktogramme für die Olympiade 1972 entwarf und im Nachbarort lebte, richtig Lust auf Allgäuer Landpartien.

Warum den Hof verlassen, wenn hinterm Haus das große Kino wartet: eine Streuobstwiese mit zig Spieltummelplätzen für kleine und große Kinder (der Bouleplatz!), ruhige Naturinseln zwischen hochgewachsenen Gräsern, Gartensauna, Sonnenterrasse für Yoga-Sessions und lauschige Dinnerabende. Im Sommer grasen nebenan Schafe, liefern Kammer-Bienen eigenen Honig. Mitten im Grünen arbeiten? Die lichtgeflutete Tenne mit Kicker und Küche bietet Platz für 20 Personen, ein wunderschön ausgebauter Raum unter dem alten Speicherdach eignet sich für stressabbauende Wohlfühl-Retreats. Wie feinsinnig Julia und Michael etwas Besonderes aus dem gemacht haben, was ihnen von den Eltern und Großeltern in die Hände gelegt wurde. Entstanden ist »d'Kammer« 2.0: ein modern-zeitgeistiger Ort mit Allgäuer Geschichte zum Hineintauchen, Alltagvergessen und Dableiben.



hiersein-Themen

natur

  • Ein Hoch auf die Artenvielfalt: Auf einer sage und schreibe 6.700 qm großen Streuobstwiese wurden 38 alte Obstbaumsorten gepflanzt und Blumenwiesen gesät; bewusst werden in »d'Kammer« Gräser stehengelassen und nur kleine Sitzbereiche hineingemäht
  • Weiterverwenden statt Wegwerfen lautet die Devise: Kleine Wege aus Ziegelbruch, der beim Umbau übrigblieb, führen durch den Garten
  • Eine nicht mehr benötigte Silofläche wird Stück für Stück renaturiert und als Sonnenterrasse genutzt
  • Die alte Ölheizung wurde durch eine moderne Luft-Wärmepumpe ersetzt, der Energieverbrauch durch Fußbodenheizung und Dreifachverglasung reduziert
  • Für noch mehr Autarkie in Sachen Strom wird eine bereits existierende Photovoltaik-Anlage weiter ausgebaut
  • Die ökologischen Wasch- und Reinigungsmittel stammen von einer nahen Firma aus Baden-Württemberg, die den deutschen Nachhaltigkeitspreis 2024 gewann

haus

  • Beim Hof Umbau wurden alte Baustoffe wiederverwendet, bei der Auswahl der Materialien weitestgehend auf heimisches Holz (Fichte & Ahorn) gesetzt
  • Aus baukultureller Sicht entscheiden sich die Bauherren bewusst gegen eine sichtbare Außendämmung, stattdessen wurde für eine energieeffiziente Dämmung von innen ein (regionaler) Hanf-Kalk-Putz aufgetragen
  • Alle beauftragten Firmen kamen aus der direkten Umgebung mit kurzen Anfahrten
  • Zur Schonung von Ressourcen wählten Julia und Michael eine reduzierte Einrichtung; viele Möbel wurden aus heimischen Hölzern gefertigt, stammen weitestgehend von deutschen Produzent:innen aus nachhaltigen Materialien oder von Verwandten und Nachbarn, sehr behutsam wieder hergerichtet
  • Noch mehr Regionalität: Die Bettwaren, inklusive der Naturlatex-Matratze und Leinen-Bettwäsche kommen von Allgäuer Produzent:innen

essen

  • Als Unterstützer:innen der Slow-Food-Initiative verwenden Julia und ihr Team für das Kammer-Frühstück frische, saisonale und ökologische Lebensmittel und Produkte aus dem Allgäu; ihr Gemüse bezieht sie von einer solidarischen Landwirtschaft
  • Vegetarisch, vegan, laktose- oder glutenfrei? Auf Wünsche und Unverträglichkeiten wird gerne eingegangen
  • Die Frühstücksmarmelade stellt Julias Tante her; die weiß sehr genau, welche Nachbar:innen gerne ihre Beeren- und Obsternte teilen

mensch

  • Unterstützt wird Julia in ihrer inhabergeführten Unterkunft von drei weiteren Mitarbeiterinnen direkt aus dem Ort; dabei achtet sie besonders auf deren persönlichen Bedürfnisse, sei es aus gesundheitlichen oder zeitlichen Gründen
  • Und falls mal Not am Mann ist, springen Familie und Freunde ein; zurecht sind sie alle ein wenig stolz darauf, was die Gastgeber aus dem alten Haus geschaffen haben
  • Die Zusammenarbeit mit Allgäuer Dienstleister:innen & Produzent:innen und Förderung regionaler Werkschöpfung zieht sich in der »Kammer« durch wie ein roter Faden: angefangen von den Lebensmitteln, über die im Allgäu produzierte Bettwäsche und den Materialien für die Hofsanierung


und sonst so?

  • D'Kammer hat insgesamt sechs Wohneinheiten zu bieten: das Ferienhaus (K01) für zwei bis zehn Gäste, drei Apartments für bis zwei Personen (K02, K04 & K06), ein Apartment (K05) für bis drei Gäste und ein Apartment für bis vier Urlauber:innen (K03)
  • Ferienhaus und Apartments verfügen über voll ausgestattete Küchenzeilen und private Terrassen vor dem Haus/Apartment
  • Das Frühstück ist im Übernachtungspreis enthalten und wird im Kammer Kafé serviert
  • Der Mindestaufenthalt beträgt drei Nächte, die Endreinigung ist inkludiert
  • Hunde sind leider nicht erlaubt
  • Vergessen, einzukaufen? Im kleinen Kammer-Shop könnt ihr euch mit Pasta, Wein & Co. eindecken
  • Die Gartensauna steht täglich (auch ohne vorherige Reservierung) von 16-21 Uhr zur Verfügung
  • In jeder Wohnung liegen Bademäntel, Saunatücher, Yogamatten & Gurte bereit
  • Barbecue-Time: Im großen Garten befindet sich ein Grillplatz mit Outdoor Kitchen und Outdoor-Pizzaofen sowie Feuerschalen
  • Für die Kleinen gibt es einen Spielplatz und Bastelschuppen, die Großen können auf dem Bouleplatz eine ruhige Kugel schieben
  • Reichlich Freiraum für klare Gedanken zu offsite Teammeetings in der Tenne (bis 20 Personen) und Sitzgelegenheiten im Garten
  • Es finden regelmäßig Yoga-Retreats im ausgebauten Retreat-Raum des alten Speichers statt
  • Für mitgebrachte Fahrräder steht eine abschließbare Fahrradgarage bereit
  • Für alle, die dann doch mal »rauswollen«, haben Julia und Michael als Einheimische jede Menge Insider-Tipps


Bilder

© Isenhoff